Einmal im Jahr, im Frühling, ist bei uns Hochdruckreinigen angesagt. Die Terrasse, die Auffahrt, rund um das Schwimmbad, der große Gartentisch, die Liegen und so weiter und so fort: alles wird für den kommenden Sommer schön gemacht.
Das ist eine der Aufgaben in Haus und Hof, um die ich mich reiße, und die ich zugegebener Weise nicht gerne teile. So ein Glück, dass niemand sonst hier versessen darauf ist, stundenlang in der Sonne zu stehen und mit der Spritzpistole um sich zu schießen. Aber genau das ist ja das Schöne am Leben in einer Gemeinschaft: jeder hat so seine Vorlieben und Abneigungen und das macht die Aufgabenverteilung einfach.
Die Eisheiligen sind vorbei. Frost ist also nicht mehr zu erwarten und so kann ich den Wasserhahn für den Garten aufmachen. Das hat für mich etwas Rituelles: Hebel umlegen – ein neuer Sommer kann kommen. Dann werden Gartenschlauch und Powerwasher aus dem Winterschlaf geweckt, Ohropax in die Ohren, und los geht es.
Als erstes mache ich mich an die Auffahrt, die grauschwarz vor mir liegt. Eigentlich sind die Steine fast rosa. Während ich Meter für Meter von der Schmutzlast des letzten Jahres freilege, schweifen die Gedanken ab.
Wie viele Autos sind hier im letzten Jahre herauf und wieder heruntergefahren. Ich denke an die Menschen, die kamen und wieder gingen. An die Begegnungen, die Gespräche. Manche schön, manche schwierig, aber immer bereichernd. Ich bin gespannt auf die Menschen, die im vor uns liegenden Jahr den Weg zu uns finden.
Ich denke daran, wie schön es war nach einer längeren Reise wieder zurückzukommen und die Auffahrt hinaufzufahren. Die Freude der Hunde, als wir aus dem Auto stiegen. War das ein Gebelle und Freudengeheul, und wie sie durch den Garten und wieder zurück rannten, weil sie irgendwie ihre vor Freude freigesetzte Energie loswerden mussten. Bald würde ich wieder auf Reise gehen, über die frisch gereinigte Auffahrt hinunterfahren und wenn ich wiederkomme, würde sich ein neuer Grauschleier über die Auffahrt gelegt haben. Wie sehr ich mich immer auf das Nachhausekommen freue. Das hier ist mein Platz, hier bin ich zuhause.
Die Gartenmöbel. Der lange Tisch auf der Veranda. Wie viele Sommerabende haben wir zusammen an diesem Tisch gefeiert, gelacht, manchmal auch ein ganz bisschen geweint. Ich kann es nicht abwarten, das schwere, weiße Damast-Tischtuch wieder auszubreiten und den Tisch zu decken. In der Mitte des Tisches ein Strauß mit frisch geschnittenen Rosen aus dem Garten.
Zum Schluss kommt der Poolbereich dran. Die Stufen zum Pool, die Fliesen. Quadrat um Quadrat arbeite ich mich mit dem Hochdruckreiniger vor, hinter mir strahlend saubere Fliesen. Ich freue mich aufs Schwimmen, aber noch mehr freue ich mich darauf, unter einem Sonnenschirm auf der Liege zu liegen und endlich wieder ein Buch zu lesen. Vielleicht lese ich diesen Sommer einen Briefwechsel zwischen Schriftstellern. Briefwechsel haben so etwas herrlich Indiskretes an sich. Als wenn man Mäuschen spielt und heimlich der Unterhaltung zwischen Menschen, die man meint, durch ihre Werke zu kennen, zuhört.
Die Spuren des vergangenen Jahres sind bereinigt, und das neue Jahr liegt wie ein sauberes Blatt Papier vor mir, bereit, beschrieben zu werden. Ich bin gespannt, welche Geschichte das Jahr diktieren wird.