Es kündigte sich mit einem dumpfen, geradezu bedrohlich klingenden Summen im Wohnzimmer an. Als ob sich eine große Walze dem Haus nähern und alles plattmachen wolle. Das Ofenrohr fing an zu schwingen und gab dem Ganzen einen seltsam metallischen Klang.
Ein bisschen beunruhigend klang das schon, und so ich ging nach draußen, um herauszufinden, woher der Lärm kam. Nichts außer Vogelgezwitscher vor der Tür. Ich ging hinters Haus, und da war es wieder, ein tiefes Brummen. Ein Blick zum Schornstein, und mir wurde alles klar: ein Bienenvolk war auf der Suche nach einer neuen Bleibe auf unser Haus gestoßen und war dabei, sich in unserem Kamin häuslich einzurichten. Keine schlechte Wahl dachte ich mir.
Bienen wissen, wo es sich gut lebt
So gerne ich mein Haus teile, wollte ich nun allerdings die Bienen nicht bei uns einziehen lassen. Etwas ratlos bat ich Salvador, der zwei Häuser weiter wohnte und von dem ich wusste, dass er Bienenstöcke hatte, um Unterstützung im Kampf gegen die kleinen Hausbesetzer. Ich solle trockenes Gras im Kamin anzünden, um so viel Rauch wie möglich zu erzeugen, sagte er. Das würde die Bienen aufscheuchen. Sie würden dann oben aus dem Kamin herausfliegen, und sich zu einer Traube sammeln. Es wäre dann wichtig, zu beobachten, wo sich diese Traube erst einmal hinhängt. Er könne dann kommen, und uns von der Invasion der Bienen befreien.
Die ersten Bienen hatten es schon durch die Lüftungsschlitze im Ofen ins Wohnzimmer geschafft und summten nervös Richtung Fenster. Auch wenn ich weiß, dass Bienen nur in äußerster Not stechen, hatte ich doch auf einmal mordsmäßigen Respekt vor diesen kleinen Tierchen. Gras hatten wir bei dem großen Garten mehr als genug. Also stopften wir den Ofen voll damit und warfen einen Schnellanzünder hinein. Im nächsten Augenblick rauchte es im Kamin was das Zeug hält.
Eine neue Bleibe für das Bienenvolk
Wir rannten aus dem Haus und schauten wir gespannt auf den Schornstein, aus dem jede Menge weißen Qualms in den strahlend blauen Himmel aufstieg. Und tatsächlich, es dauerte nicht lange und die Bienenkönigin begab sich mitsamt ihrem Hofstaate in einer riesigen Traube auf die Suche nach einer neuen Bleibe. Zunächst aber hing die Traube sich im Macadamia Baum auf, um sich zu sammeln, ganz wie der Bienenzüchter gesagt hatte.
Wie abgemacht gab ich Salvador Bescheid, dass die Bienentraube jetzt bei uns im Garten hängen würde. Keine 5 Minuten später war er bei uns, in voller Imker-Montur und mit einem nagelneuen Bienenkasten, einem Glas Honig und einem Besen in der Hand.
Er stellte den Bienenkasten unter den Baum, in dem die brummende und summende Traube hing. Dann schmierte er ein paar Löffel von seinem Honig auf den Boden des Kastens. Nun nahm er den Ast mit dem Bienenschwarm und schüttelte ihn ein wenig. Die Traube löste sich vom Baum und fiel mitten in den Bienenkasten hinein, angelockt vom Honig und wie in Zeitlupe. Mit dem Handbesen kehrte er eilig die aufgeregt um den Kasten schwirrenden restlichen Bienen hinein. Deckel drauf – und schon hatte der Imker Salvador ein neues Bienenvolk.
Unser eigener Honig ist in Planung
Wir beschlossen, dass wir uns in Zukunft um Bienenzucht kümmern. Das nächste Bienenvolk, das sich unser Haus aussucht, darf nicht einfach so beim Nachbarn abgegeben werden. Es wird bei uns bleiben.